Waldglasweg

Waldglasweg

Der waldGLASweg ist ein Kunstweg im Glashüttener Wald, der sich mit 7 Stationen aus Glas über 1.5 km Länge erstreckt.

Die Glashüttener Künstlerin Ines Nickchen hatte die Idee aus Glas einen großen Bogen zu schlagen vom Limes bis zur Glasgeschichte und dabei philosophische Gedanken mit auf den Weg zu geben, mit Symbolen, die schon Christen zur Limeszeit verstanden hätten. Aus der Idee hat Ines Nickchen ein Konzept entwickelt und die Glasbaufachschule in Vilshofen an der Donau als Partner für die Umsetzung des Konzeptes gewonnen. Das fand auf freundliche Vermittlung der berühmten Glashütte Lamberts in Waldsassen statt, von der auch das farbige Glas des waldGLASweges stammt.

Dank Spenden der Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region, Taunus Sparkasse, Limeserlebnispfad Hochtaunus gGmbH und viel, viel ehrenamtlicher Arbeit der Künstlerin, der Studenten und ihres Lehrers Andreas Hart der Glasbaufachschule Vilshofen und Helfer vor Ort konnte der waldGLASweg realisiert werden. Der waldGLASweg wurde 2013 eingeweiht. Mehr Informationen erhalten Sie hier.

Stationen des Waldglasweges

  • Station I - Erwachen

    Der waldGLASweg beginnt und fügt die Scherben aus der Vergangenheit zu einem großen, neuen, erhellenden Ganzen zusammen. 

    Alles ist dunkel, man rekelt sich, Bewegung, man steht auf, der Tag bekommt seine Richtung und entwickelt sich.

    Alles ist dunkel, aber dann wird es auch wieder hell. Der Kreislauf beginnt neu. Was ist nach dem Tod? Niemand weiß es, aber das Bild gibt Hoffnung

    Wach werden, zu sich kommen, sich orientieren, sich erinnern, ordnen, beginnen, lebendig werden, neuer Tag, neues Leben, zurückschauen, ändern, entwickeln, wachsen, neue Gedanken, klar werden.

    Glastechnik: Die Stele besteht aus 3 vorgespannten Glasscheiben á 10 mm Glasdicke. Die beiden äußeren Scheiben aus teilvorgespanntem Glas (TVG),die mittlere Scheibe aus Einscheibensicherheitsglas(ESG). Die Glasscheiben sind unterschiedlich lang um die Edelstahlhalterung aufzunehmen. Innen befindet sich gestaltetes, mundgeblasenes Echtantikglas. Mit insgesamt 32 EVA-Folien wurde alles luftdicht verpackt und in einem Vakuumofen bei 125°C verklebt. Dieser Prozeß dauerte  insgesamt 32 Stunden.



    Text I: Ines Nickchen
    Text II: Andreas Hart

    Urheberin der dargestellten Glasinstallation: Ines Nickchen
    Foto: Ines Nickchen

  • Station II -  Türen schließen - Türen öffnen

    Ein Keramik-Glasbild außen an der Friedhofskapelle (überdachter Vorraum)

    Das Bild steckt voller Symbole. Viele der ausgewählten Symbole wurden schon in der Frühzeit des Christentums verwendet. Das ist auch die Zeit des Limes. Diese Piktogramme hätten die Menschen damals ganz sicher verstanden.

    Türen schliessen – Türen öffnen    

    Die Weltenkugel ist durchwirkt vom Dreieck der göttlichen Weltenordnung. Türen in der westlichen Trauerfarbe schwarz und der östlichen weiß. Wasser weist auf den Ursprung der Schöpfung. Schöpferisch wie zerstörend – Quelle des Lebens wie des Todes. Quicklebendig wie ein Fisch im Wasser – erstes Erkennungszeichen der Frühchristen. Die Ähre, der Weizen, das Brot, die Fülle. Weinstöcke , Zeichen des Friedens, des Segens, des Lebensstromes. Das unschuldige und demütige Lamm, ein Opfertier, das sich opfern lässt, liegt unter dem Baum des Lebens, dem Weltenbaum. Jährlich erneuerte Lebenskraft des Baumes, ein beständiger Sieg über den Tod. Stete Erneuerung, Dauerhaftigkeit, Ewigkeit – der Phönix. Ein Bild der Unsterblichkeit der Seele. Das Schiff – die Lebensreise, mit der Leiter ins Jenseits aufsteigen. Das Rad des Schicksals oder des Glückes. Palme und Taube mit Ölzweig – Wiedergeburt und Unsterblichkeit. Die Taube kündigt am Ende der Sintflut mit einem grünen Ölzweig Noah den göttlichen Frieden an. Hell und dunkel, oben und unten, Jin und Yang – die Aufhebung der Gegensätze.

    Text: Ines Nickchen

    Keramik: Ines Nickchen
    Foto: Armin Scheer
    Bildrechte: Ines Nickchen

  • Station III -  Seit wann gibt es Glas?

    Bei über 4000 Jahren Glasgeschichte sollte man sich erst einmal setzen. Darum hat sich die Künstlerin Ines Nickchen diese liegende Vitrine zum Draufsetzen ausgedacht. Das Glitzern und die Transparenz waren sicher schon immer das Faszinierendste am Werkstoff Glas.  In der Vitrine ist eine Landschaft aus Glas statt aus Steinen und Erde.  Eine weiß matte kleine Glasscheibe erinnert daran, dass auch die Römer schon solche Fensterscheiben hatten. Und Glashütten für Glashütten aus dem Keramikofen von Ines Nickchen. Die Glaslandschaft besteht dagegen aus Dallglas (gegossenem Glas). Es kommt, wie auch das andere farbige Glas des waldGLASwegs, aus der berühmten Glashütte Lamberts in Waldsassen, die noch heute nach den alten Methoden Glas herstellt. Große Glaskolben werden mit dem Mund geblasen, abgeschnitten und am nächsten Tag aufgeschnitten und in einem Streckofen zu flachen Glasplatten verwandelt.

    Glastechnik: Der Vitinenboden besteht aus 2 Glasscheiben TVG  mit 4 x EVA Folien, die Sitzfläche aus einem Verbund von TVG-, ESG-, TVG- Glas also 3 Glasscheiben und 4x EVA  Folien. Die Sitzoberfläche wurde vor dem Vorspannen mit dem Text  sandgestrahlt. Die Füße der Bänke sind aus Floatglas mit Edelstahlstäben. Das Floatglas ist mit glasklarem UV Kleber flächig verklebt. In der Vitrine befinden sich geschlagene Dallglasbrocken.
    Die Wände der Glashütten hat Ines Nickchen in ihrem Elektroofen bei 850°C aus mundgeblasenem Echtantikglas und Flaschenglas verschmolzen und mit Silikonkleber verbunden.

    Text: Andreas Hart

    Urheberin der dargestellten Glasinstallation: Ines Nickchen
    Foto: Ines Nickchen

    TEXT AUF DER BANK STATION III

    Seit über 4.000 Jahren kennt die Menschheit den Werkstoff Glas, eine Flüssigkeit, die aus geschmolzenem Quarz hergestellt wird und niemals ganz erstarrt.

    Reiner Quarz oder Quarzsand schmilzt erst ab ca. 1.800° C. Wenn aber einem Teil Sand zwei Teile Asche zugefügt werden, lässt sich der Schmelzpunkt auf ca. 1.100° C. herabsetzen.

    Vom 2. Jahrtausend vor Chr. bis in das 1. Jahrhundert nach Chr. wurden Glasgefäße, zunächst in Ägypten und Syrien, um einen Sandkern herum geformt.

    Im 1. Jahrhundert v. Chr. wird die Glasmacherpfeife erfunden, und die Technik des geblasenen Hohl- und Flachglases setzt sich langsam durch.

    Die Römer im Germanien des 1. bis 4. Jahrhunderts nach Chr. hatten schon Glasfenster in ihren Kastellen am Limes und benutzten schön geformte und verzierte Glasgefäße. Es gab aber keine eigene Produktion im Taunus. Glas wurde importiert.

    Für das späte 12. Jahrhundert nach Chr. konnten mehrere Ein-Ofen-Anlagen im Taunus nachgewiesen werden, in denen Glas aber nur geschmolzen wurde. An anderer Stelle (in Klöstern, Burgen) wurde es ausgearbeitet.

    Im 15. Jahrhundert arbeiteten drei Waldglashütten im Glaskopf- und Emsbachgebiet. Schmelzen und die Weiterverarbeitung zu Gebrauchsgegenständen fand jetzt an einem Ort statt. Die Glashütte „An der Emsbachschlucht“ ist die älteste. Hier wurden nur Produkte aus einfachem grünem Waldglas produziert. In der Glashütte „Unterhalb Dornsweg“ wurde Glas in vielen Farben hergestellt. Eine Besonderheit ist das rote Glas. Die Glashütte „Am Buchholzweg“ fertigte Gefäße mit besonders schönen Verzierungen an.

    Anfang des 17. Jahrhunderts bestand für eine kurze Zeit die „Alte Glashütte Oberems“ im Hobholz.

    1676-1686 Betriebszeit der Kauffelt-Hütte am Stockborn. Der Ort Glashütten wird danach gegründet.

    1695-1700 Betriebszeit der Wentzel-Hütte am Kalbshecker Bach (Gemarkung Schloßborn).

    Danach Ende der Waldglashütten und Beginn der Manufakturen.

    Text: Ingrid Berg

  • Station IV -  Wegweiser

    Welche Geschichte und welche Geschichten verbergen sich unter der Erde im Wald, die sich in Jahrhunderten aus dem herab fallenden Laub gebildet hat? Bodenerhebungen sind zwar sichtbar, aber wer weiß schon, welchen Ursprung sie haben? Wer weiß noch, dass der Glashainer Weg einmal ein Hauptverkehrsweg war? Sozusagen die alte B8? Teile sollen sogar gepflastert sein? Wie alt ist das Pflaster? Wer hat diese Arbeit gemacht? Ganz sicher haben die Glasträger diesen Weg benutzt, aber wie viele km sind sie am Tag gelaufen? Wie schwer war die Kiepe?
    Gingen nur Männer oder auch Frauen? Gingen sie allein oder in einer Gruppe mit ihrer kostbaren Fracht?
    Wo schliefen sie? Hatten sie feste Kunden, oder fragten sie in jedem Haus, ob jemand etwas kaufen möchte?

    Text: Ines Nickchen

    Folgt man der Blickrichtung des blauen Hinweisschildes sieht man ganz in der Nähe eine kleine Bodenerhebung. Dort befand sich eine Glashütte in der blaues Glas hergestellt wurde. Rotes Glas versuchte man weiter oben am Hang in einer Glashütte herzustellen, was allerdings nicht gut gelang, da das Glas matt blieb. Rotes Glas herzustellen ist schwierig und aufwendig. Der Glashainer Weg war eine alte Verbindungsstrasse nach Frankfurt. Diese Standorte im Wald wurden 1998 von dem Glashüttener Horst Nauk entdeckt, ärchäologisch untersucht und wieder mit Erde bedeckt. Es ist jetzt 500 Jahr her, dass diese Glashütten betrieben wurden

    Glastechnik: Trägerglas: 2x6mm Floatglas mit EVA Folie laminiert. Sandgestrahltes mundgeblasenes Überfangglas mit Silikon aufgeklebt. Kiepe: Bleiverglastes Antikglas.

    Text: Andreas Hart

    Urheberin der dargestellten Glasinstallation: Ines Nickchen
    Foto: Ines Nickchen

  • Station V -  Glasrast

    GLASRAST

    Die Buchstaben der vier Glasstelen haben nicht nur die Bedeutung GLAS, sondern:

    steht für Glashütten
    L für Limes
    A für Allgemeines zu Glas
    S für Supermaterial

    Ein Platz zum Rasten und zur Ruhe kommen. Auf der Rückseite der Glasstelen gibt es Interessantes zu entdecken.

    Glastechnik: 2x8mm TVG Glas mit 4fach EVA Folie verbunden. Sandgestrahltes, mundgeblasenes Überfangglas mit 2K Silikonklebstoff auf die Trägerscheibe montiert. Text: Andreas Hart

    Urheberin der dargestellten Glasinstallation: Ines Nickchen
    Foto: Ines Nickchen

  • Station VI -  Leben auf der Glashütte

    WIE HABEN DIE GLASMACHER GELEBT UND GEARBEITET?

    Eine Ruhe-Info-Glas-Bank gibt Auskunft.

    Wegkreuzungen lassen kurz innehalten, über die weitere Laufrichtung wird entschieden. Warum sich nicht an dieser Stelle hinsetzen und darüber nachdenken, wie so eine Glashütte überhaupt gebaut und betrieben wurde. Viele Menschen sind hier schon seit Jahrhunderten, besser Jahrtausenden, vorbeigekommen.
    Die hier im Wald in einem kleinen Industriebetrieb des 15. Jahrhunderts gearbeitet haben, werden in dieser gläsernen Hi-Tech-Bank kurz vor dem konservierten Glashüttenstandort „An der Emsbachschlucht" vorgestellt.

    Text: Ines Nickchen

    Urheberin der dargestellten Glasinstallation: Ines Nickchen
    Foto: Ines Nickchen

    Glastechnik: Der Vitrinenboden besteht aus 2 Glasscheiben TVG  mit 4 x EVA Folien, die Sitzfläche aus einem Verbund von TVG-, ESG-, TVG- Glas also 3 Glasscheiben und 4x EVA  Folien. Die Füße der Bänke sind aus Floatglas mit Edelstahlstäben. Das Floatglas ist mit glasklarem UV Kleber flächig verklebt.  verbunden. Farbiges Überfangglas wurde gesandstrahlt und die Schrift mit Farbe lesbarer gemacht.

    Text: Andreas Hart

    Text auf den bunten Glastafeln in der Bank:

    Die Anlage einer Glashütte setzt fließendes Wasser voraus, reichlichen Holzbestand und befahrbare Wege. Für den Bau der Öfen werden mit Ochsenfuhrwerken große Steine in die Nähe des Baches gekarrt. Während der Produktion muss hochwertiger, reiner Sand zur Hütte transportiert werden.

    Ein oder zwei Glasmeister leiten die Hütte. Nur sie kennen das Geheimnis der Herstellung des Glases. Die Glasmacher fertigen auch die großen, feuerfesten Tongefäße für die Schmelze aus Sand und Asche an.

    Aschebrenner gewinnen im Wald aus Altholz saubere Asche oder brennen im Winter ganze Bäume ab. Holzschläger fällen Buchenholz für das Feuer in den Öfen. Drei Schürer beheizen die Öfen. Bis zu 12 Glasknechte werden gebraucht, von denen im Schichtbetrieb immer vier gleichzeitig am Hauptofen als Glasbläser tätig sind.

    Ein Strecker bügelt aufgeschnittene Hohlgefäße glatt und stellt Flachglas für Fenster her.

    Familien müssen mithelfen, auch die Kinder. Frauen waschen und zerkleinern Altglas, das der Schmelze zugesetzt wird. Sie verpacken die Ware in Stroh und schichten sie in Transportkörbe. Kinder leisten Zuarbeit aller Art.

    Am Emsbach wurde nur einfaches grünes Glas hergestellt in unterschiedlichen Formen und Größen von Bechern, Flaschen, Apothekergefäßen und Fensterglas.

    Von Ostern bis Martini wurde gearbeitet. In der Zeit wohnten wohl auch die Familien im Hüttenbereich. Oberems lieferte die Lebensmittel.

    Text: Ingrid Berg

  • Station VII -  Alte Glasöfen

    ALTE GLASÖFEN

    Eine farblich zurückgenommene Glastafel - wie aus der Vergangenheit - gibt einen Eindruck vom damaligen Becher-Design. Das Hauptaugenmerk soll auf die Grabungen gehen.

    Die Glastafel gibt auch Auskunft über weitere Ausstellungen zum Thema Glas im Taunus: Hessenpark: www.hessenpark.de - dort gibt es eine "Glasmacherscheune" mit nachgebautem Glasofen, exzellenten Erklärungen und vielen Ausgrabungsstücken; Glasvitrine mit Fundstücken - von außen einsehbar im Rathaus Glashütten.

    Foto: Ines Nickchen

    TEXT AUF DEM GLASSCHILD BEI STATION VII

    Im Freilichtmuseum Hessenpark, Neu-Anspach, befinden sich in einer Dauerausstellung „Waldglashütten im Taunus" die Ergebnisse aller archäologischen Grabungen, weiteres Fundmaterial und anschauliche Darstellungen der Glasproduktion im Taunus.

    Im Bürgerhaus des Ortsteils Glashütten sowie im Heimatmuseum Schloßborn informiert je eine Vitrine mit reichlichem Material über die Taunusglashütten.